Die Kurfürstenbibel von 1692

Im Bestand des Besigheimer Stadtarchivs befindet sich eine große prachtvoll ausgestattete Kurfürstenbibel aus dem Jahr 1692, die in der Buchdruckerei Endter in Nürnberg gefertigt wurde und den wortreichen Titel trägt:

Biblia,Das ist: Die gantze H. Schrift, Altes und Neues Testamentsteutsch /Doctor Martin Luthers:Auff gnädigste Verordnung deß Durchlauchtigsten Fürsten und Herrn /Herrn Ernsts /Hertzogen zu Sachsen / Jülich / Cleve und Berg / ec.Von etlichen Reinen Theologen, dem eigentlichen Wort-Verstand nach /erkläret /wie hiervon weiter in der Vorrede gehandelt wird. Darbey auch über die sonst gewöhnliche / jetzt aber von neuem mit Fleiß verbesserte Biblische Register / unter andern zu finden ein Bericht / von Vergleichung der Jüdischen und Biblischen Monden / Maaß / Gewicht /und Müntz / mit den Unserigen : So wol auch eine Beschreibung der Stadt Jerusalem / sammt unterschiedlichen neuen Land-Tafeln und andern schönen Kupffer-Figuren und derselben Beschreibung: Welches alles dem Christlichen Leser / zu mehrerm Verstand der Schrifft / gute Anleitung geben kan. Ist auch zu End neben den Christlichen Haupt-Symbolis / mit beygedruckt worden / ein kurtzer und nützlicher Bericht / von der Augspurgischen Confession / sammt den Artickeln der Confession selbsten / wie sie in dem rechten Original, so im Jahr 1530 Kaiser Carl / dem Fünfften / überantwortet worden begriffen sind.

Der gewichtige Folioband, der 45 x 31 x 17 cm misst und 11,5 kg schwer ist, ist in aufwendig gestaltetem braunem Leder auf Holz gebunden und mit zahlreichen Messingbeschlägen versehen, von denen jeweils vier die Ecken der Vorder- und Rückseite verstärken, während in der Mitte des vorderen Buchdeckels eine weitere Messingplatte aufgenagelt ist. Zusammengehalten wird der stattliche Buchblock von zwei filigran gestalteten Metallschließen, die ebenfalls aus Messing gearbeitet sind.

Auf dem Buchdeckel ist in großen Lettern der Name Johann Wilhelm Heim eingraviert. Sein handschriftlicher Besitzvermerk auf der Innenseite des Buchdeckels ist auf den 10. Mai 1700 datiert und verrät nicht nur, dass er die Bibel aus Nürnberg kommen ließ, sondern auch die Höhe der Anschaffungs- und Buchbinderkosten, die auf stolze 19 fl. Gulden beziffert werden und mit der frommen Hoffnung verbunden waren: „Gott geb daß dis gelt wol angelegt sey.“ 

Die Bibel enthält ganzseitige Abbildungen von Martin Luther und 11 sächsischen Herzögen und Kurfürsten der Reformationszeit, wobei die Kupferstiche der Kurfürsten der Bibel ihren Namen gaben. Neben diesen Portraits enthält die Bibel noch weitere Darstellungen, darunter zwei Stadtpläne von Jerusalem, drei Karten von Palästina, Kanaan und Syrien, Illustrationen der   Propheten – und Evangelisten sowie weitere in Kupfer gestochene Titel und Bilder, zu denen u. a. detaillierte Bildbeschreibungen der Arche Noah und der „Stift-Hütten“ gehören sowie ein Bild vom Augsburger Reichstag mit einer namentlichen Aufzählung seiner Teilnehmer. Darüber hinaus ist die Bibel mit Erklärungen der biblischen Monate, Maße, Gewichte und Münzen versehen und beinhaltet auch eine Beschreibung Jerusalems und einen Bericht über das Augsburger Bekenntnis.

Vermutlich handelt es sich bei dieser Kurfürstenbibel, die auch „Weimarer Bibel“ oder „Ernestinische Bibel“ genannt wird, um die am meisten verbreitete Bibelausgabe des 17. und 18. Jahrhundert. Sie geht auf eine 1635 begonnene Initiative des Herzogs Ernst von Sachsen-Gotha-Altenburg (1601-1675), zurück, der im Bemühen um den inneren Ausbau seines Landes vor allem eine Verbesserung der sittlichen und kirchlichen Verhältnisse anstrebte. Er ließ thüringische Theologen mit der Überarbeitung der Luthertexte und ihrer Ergänzungen beauftragen, damit deren erklärende Glossen den gemeinen Mann vor Irrlehren und Ketzerei besser schützen. Erstmals veröffentlicht wurde die Bibel 1641 in Nürnberg. Sie wurde in der Folgezeit mehrfach aufgelegt und war überaus populär.

Das im Stadtarchiv aufbewahrte Exemplar stammt, wie eine zweiseitige Notiz des früheren Besigheimer Kirchenpflegers Paul Schlagenhauf aus dem Jahr 1973 verrät, und die der Bibel beigelegt ist, aus dem Nachlass, der am 2. November 1965 in Bietigheim verstorbenen Elise Grabenstein, die vor ihrem Tod ihr gesamtes Hab und Gut testamentarisch der Stadt Besigheim übertragen ließ.

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